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Barbie muss nicht länger hungern – #1 Tajine Végétarienne

Angeblich ist es ja nie zu spät für eine verspielte Kindheit, deshalb habe ich meine alten Barbies aus dem Schrank geholt, habe ihnen Kochschürzen umgebunden und lasse sie in einer kleinen Bildergeschichte die Tajine-Zubereitung vorführen.
Die armen Barbies waren mir schon immer zu dünn. Ich vermute beinahe, dass es im Barbie-Land nichts anständiges zu essen gab. Das soll sich nun ändern.

Viel Spaß dabei!

 

 

Für all‘ diejenigen, denen das zu schnell ging und die mit den Zutaten noch etwas unsicher sind: hier noch einmal das Rezept mit Zutaten und Anleitung für 4 Personen mit einem durchschnittlichen Hunger

Für ca. 4 Personen  (Bodendurchmesser der Tajine 22 cm)

1 Knoblauchzehe
Etwas Salz
1 EL Ras el-Hanout
1 TL Kreuzkümmel
1 TL Kurkuma
500 g Kartoffeln
500 g Hokaido- oder Butternutkürbis
250 g Karotten
2 Zwiebeln
2 rote Paprika
2 Tomaten
6 EL Olivenöl
100 g grüne Oliven (möglichst ohne Stein)
Salz nach Geschmack
Vor dem Servieren beispielsweise Koriander, Petersilie, geschnittene Frühlingszwiebelchen darüberstreuen und mit etwas Zitronensaft beträufeln.

Die Tajine ins Wasser stellen und ca. 10 Minuten einweichen lassen.
Die Knoblauchzehe schälen, mit Salz zerreiben und zusammen mit den Gewürzen und dem Öl in einer Schüssel vermischen. Die Kartoffeln schälen und in Scheiben schneiden. Den Hokaido-Kürbis in Spalten schneiden. Ein Butternut muss erst noch geschält werden und wird dann in Würfel geschnitten. Die Karotten schälen und der Länge nach halbieren. Die Zwiebeln schälen und in Scheiben schneiden. Die Paprika waschen, putzen und in Streifen schneiden. Die Tomaten waschen und in Scheiben schneiden.

Die Zwiebeln aus der Öl-Gewürzmischung nehmen und den Boden der Tajine damit auslegen. Dann kommen die restlichen Zutaten in die Tajine. Zuerst die Kartoffeln, dann die Möhren, die Paprika und die Tomaten in die Form.  Das restliche Öl darübergießen. Zuletzt kommen die Oliven rein. Nach eigenem Geschmack etwas Salzen.

Merke: Die harten Zutaten unten, die weichen Zutaten oben.

Deckel drauf und auf die kalte Herdplatte. Nicht vergessen – kaltes Wasser in die Mulde am Deckel füllen.

Die Tajine darf man auf keinen Fall gleich auf die heiße Herdplatte stellen. Das mag sie gar nicht und springt im schlimmsten Fall. Die Temperatur muss langsam gesteigert werden – bis maximal zur mittleren Stufe.

Nach 45 – 60 Minuten ist das Gemüse weich. Noch ein paar frische Kräuter vor dem Servieren darüber streuen und mit Zitronensaft beträufeln.

 

In Marokko unterwegs – #1 Tajine geht immer

Die letzten drei Wochen waren wir in Marokko, genauer gesagt in Südmarokko unterwegs. Immer bemüht, azyklisch zu reisen, haben wir es diesmal vielleicht wirklich etwas übertrieben. Die Temperaturen lagen bei 45 Grad, auch nachts blieb es mit 30 Grad doch eher warm. Die große Touristenkarawanne, sollte sie dieses Jahr überhaupt noch kommen, zieht wohl erst Mitte September los, was nach gemachter Erfahrung durchaus nachvollziehbar ist. Der große Vorteil unserer ungewöhnlichen Zeitplanung – wir waren fast immer alleine und konnten uns aussuchen, was für uns gekocht werden soll.
Die üppigen Temperaturen halten die Marokkaner nicht davon ab, Fleisch in gewohnter Weise in den SouDSCF9824ks auszustellen – will heißen,  die Fleischstücke hängen ohne Kühlung von der Decke und warten (zusammen mit vielen Fliegen) darauf, dass der Tag ein Ende nimmt. Wir erklärten uns deshalb kurzerhand zu Vegetarierinnen und lösten dadurch bei so manchem Koch Befremden aus. Wenn auf Befremden auch noch Ratlosigkeit folgte, war Tajine Végétarienne das Gericht der Wahl. Marokkaner, die über die nötigen finanziellen Mittel verfügen, packen viel Fleisch, Geflügel oder Fisch in den Tontopf. Der Gemüseanteil ist dabei eher übersichtlich.

Merke: Was in Marokko immer geht, wenn nichts mehr geht, ist Tajine.

Tajine-Formen werden quasi an jeder Straßenecke verkauft und sind schon für ein paar Euro zu haben. Bei der Menge an Tajine-Töpfen war ich mir ziemlich sicher, dass sie in China oder Taiwan hergestellt und als authentisch marokkanische Ware an dödelige Touristen überteuert verkauft werden.

Ein junger Marokkaner aus Tamegroute, in seiner Freizeit vermutlich in Jeans und T-Shirt unterwegs, zeigte uns gegen einen geringen Obulus eine Töpferwerkstatt in den Hinterhöfen. Ich weiss zwar nicht, ob wirklich alle Tajinen in Marokko auf diese Art hergestellt werden, wenn dem so ist, ist es wahrlich ein mühsames Geschäft. Wie wir da waren, wurden zwar gerade Vasen und Ziegel gebrannt, das Prinzip ist aber identisch.


Die Glasur besteht aus einem Mineralienmehl (Kieselsäure, Feldspat, Kreide), dem Metalloxide beigemischt werden. Durch Chromoxid wird die Töpferware grün, durch Cobalt blau und durch Mangan braun. Geschickt gemischt und bei der richtigen Temperatur gebrannt, entstehen so die unterschiedlichsten Farben. Die Brenntemperatur darf nicht zu hoch sein, damit der Topf später bei schnellen Temperaturwechseln nicht springt.

DSCF0273Tajinen gibt es aber auch ohne Glasur. Die Oberfläche fühlt sich dann an wie bei einem klassischen Römertopf und muss auch wie dieser vorm ersten Gebrauch ein paar Stunden in Wasser eingelegt werden.

Oben am Topf ist so eine Art kleiner Krater, in den kaltes Wasser gefüllt wird. Die Flüssigkeit, die aus den Zutaten austritt, steigt als Dampf auf, kühlt durch das kalte Wasser ab und tropft wieder runter.
Die Tajine funktioniert also wie eine Art Dampfkochtopf. Das dauert natürlich alles seine Zeit, deshalb nutzt der moderne Restaurant-Marokkaner gerne Pfanne und Kochtopf und schichtet kurz vor dem Servieren die Zutaten in die Tajine, was in gewisser Weise gemogelt ist, aber Zeit spart. Mogelt man nicht, so kommen zuerst Zwiebeln, die mit Öl und einer Gewürzmischung (Ras el-Hanout) mariniert sind in den Topf. Die Zwiebeln sollen verhindern, dass die Kartoffeln am Topfboden anbrennen. Die Zutaten, die länger brauchen, werden unten eingeschichtet, die weicheren weiter oben.

Wie das genau funktioniert, könnt ihr hier lesen.