Essen im Iran

_DSC3319Was fällt euch ein, wenn ihr an Persien, bzw. den Iran denkt? Zuerst vermutlich Boykott, Schah, Ayatollah und Kopftuch. Wenn alle politischen Assoziationen durch sind, kommen wahrscheinlich Rosen und die Gärten von Shiraz. Ist auch dieses Thema abgehackt, drängt sich die Frage nach dem Essen auf. Mit dem Essen hatte ich im Iran so meine ganz eigenen Begegnungen.

Teheran ist grüner als man denkt.

Teheran ist grüner als man denkt.

Los ging es eigentlich ganz harmlos, eben so, wie ich mir iranische Küche vorgestellt habe. In einem verträumten Garten, mitten in Teheran, gibt es ein kleines Café/Restaurant. Im Café Tehroon im Negarestan Garden werden wunderbare Gerichte serviert und ein Getränk, das geschmacklich ziemlich an Duschgel erinnert. Aber das ist eine andere Geschichte und die Iraner haben es geliebt. Überhaupt hat mich sehr überrascht, wie viele grüne Oasen es in Teheran gibt. Von den Gärten einmal abgesehen, gibt es ganze Straßenzüge, die Alleen gleich. Das Wasser kommt direkt aus den Bergen und wird über ein Kanalsystem in die Stadt geleitet. Die Bäume stehen quasi in den Kanälen und müssen dadurch nicht gegossen werden. Insgesamt eigentlich ziemlich schlau.

 

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Sind die Augen klar, ist das Tier frisch geschlachtet.

Fährt man über Land, wird man sehr schnell feststellen, dass der Perser außerordentlich gerne picknickt und dabei auch grillt. Wenn es in Richtung Wochenende geht, sind die Autos mit einer Art Teppich-Autodachaufsatz beladen. In den Teppich eingewickelt wird so alles, was man für ein gemütliches Picknick braucht. Am Zielort angekommen, wird der Teppich vom Dach geholt, der Gaskocher angeworfen und los geht’s mit dem Picknick. Hat man keinen Teppich und kein Zelt dabei oder fehlt es an einem Grill (was eigentlich kaum vorkommt), gibt es auch Grillstationen am Wegesrand – die allerdings sind starker Tobak für einen europäischen Magen. Die Tiere werden gleich hinter dem Haus geschlachtet, ausgenommen und vor der Grillstation zum Besichtigen ausgestellt. Hungrige Mitbürger fahren vorbei, schauen dem Tier tief in die Augen und lassen sich Fleisch, Fett und Innereien nach eigenen Vorlieben auf einen Grillspieß aufstecken. Mir ist der Hunger dabei ziemlich vergangen – Tomaten und Gurken sind doch auch sehr lecker.

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Brot wird Tag und Nacht frisch gebacken.

Einmal abgesehen von gegrilltem Lamm, isst der Perser sehr gerne Brot, das an jeder Ecke auch frisch zubereitet wird. Warmes, frisches Brot gibt es zu jeder Tages- und Nachtzeit. Angeboten werden taftoon und lavash – die Dinger werden sehr dünn ausgerollt und schmecken nur ganz frisch.  Sangak ist etwas dicker und wird auf heißen Steinen gebacken. Bleibt zuletzt noch Barbari, das ein Fladenbrot nach unseren Vorstellungen ist.   Nach all‘ den Skandalen um Großbäckereien in hiesigen Landen, ist es außerordentlich vertrauenserweckend, den Männern beim Backen zuzuschauen. Frauen habe ich in den Backstuben keine gesehen, muss aber nicht heißen, dass es sie nicht auch gibt. Überaus lecker sind übrigens auch die Süßteilchen, für die es in Städten eigene Shops gibt. Die Dinger aus Hefe-, Mürb- oder Blätterteig sind ausgesprochen sündig und sensationell preiswert. Für weniger als eine Euro bekommt man eine ganz Tüte voll Köstlichkeiten.

Als Touristinnen ohne eigenen Grill und Ofen, war mittags häufig Brot, Tomaten, Gurken und Kapern die Mahlzeit der Wahl. Das mit dem Schlachten und Grillen am Wegesrand war ja nicht so unser Ding.

In Teheran ist es übrigens der allerletzte Schrei, vegetarisch Essen zu gehen. Wenn man bedenkt, dass man ein mehrgängies Menü mit Kebab und Duq für 2 oder 3 Euro bekommt, ist es umso verwunderlicher, dass in den vegetarischen Restaurants westliche Preise für einen Gemüseteller bezahlt werden. Getrunken wird neben Wasser und Duq, einem Sauermilchgetränk, besonders gerne alkoholfreies Bier mit Geschmacksverstärkern. Mit dem Reinheitsgebot sozialisiert, schmeckt Aprikosenbier schon sehr fremd.

Typische iranische Gerichte

Khoresht-e Ghorme Sabzi: 

Kräuter klein gehackt.

Kräuter klein gehackt.

Dabei handelt es sich um eine grüne Soße aus Kräutern wie Koriander, Schnittlauch, Bockshornklee und Petersilie. Das Grünzeug kann man sich auf dem Markt gleich schneiden lassen. Dazu gibt es Lamm.

Abgusht/Dizi: Eintopf, bestehend aus Hammelfleisch, Tomaten, Kichererbsen und Kartoffeln. Ich hab’s einmal probiert, konnte aber beim besten Willen den Topf nicht aufessen. Verarbeitet und gegessen wird nämlich alles was am Hammel dran ist, kombiniert mit viel Fett.

Adas Polo: Reis mit Linsen, Rosinen und manchmal mit Hackfleichbällchen.

Bahali Polo: Reis mit gedünsteten Bohnen und Kräutern. Dazu Safran, Huhn oder Lamm.

Zereshk-Polo ba morgh: Reis mit Berberitzen und Safran. Dazu Huhn. Reis mit Berberitzen war genau das, was ich mir als Westeuropäerin unter iranischer Küche vorgestellt habe.

Kuku: Omlett mit Kräutern, Berberitzen und geriebenen Kartoffeln.

Am Kaspischen Meer kommt der Fisch frisch auf den Tisch.

Am Kaspischen Meer kommt der Fisch frisch auf den Tisch.

Am Kaspischen Meer gibt es obendrein viel Fisch, frischen Fisch. Das Kaspische Meer selbst ist eine ziemlich Brühe, der Fisch schmeckt aber trotzdem gut.

Der Iran ist ein sehr aufregendes, spannendes Land. Momentan noch ist es ein wenig kompliziert, autonom im Iran zu reisen. Wir waren mit Hartmut Niemann,  OrientExpress Reisen unterwegs. Auch sein Reiseführer, erschienen im Know-how Verlag, ist sehr empfehlenswert.